Baltensperger + Siepert (A)

«Monument to a Monument»

«Monument to a Monument» ist eine abstrahierte Form des Matterhorns. Am Seeufer, vor der romantischen Bergkulisse, provoziert die Skulptur eine örtliche Verwirrung und stellt Fragen nach regionalen sowie nationalen Identitäten und deren Vermarktung. Im aktuellen Standortwettbewerb werden nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle Werte indexiert und klassifiziert. Zug als vielschichtiger Ort zwischen Idyll, Tradition und modernem Wirtschaftsstandort wird von aussen vor allem als Domizil internationaler Konzerne und als Akteur im Steuerwettbewerb wahrgenommen. «Monument to a Monument» spielt mit bestehenden Klischees und stellt diese gleichermassen in Frage. Die Skulptur begegnet einer aktuellen Diskussion mit einem Symbol, das als Berg die kulturelle Landschaft prägt und gleichzeitig zur weltweiten Vermarktung der Marke «Schweiz» beiträgt.

Die Zürcher Künstler Stefan Baltensperger (*1976 Zürich) und David Siepert (*1983 Bad Säckingen, D) nehmen mit ihren Werken eine kritische Sichtweise zu sozialen, kulturellen und politischen Themen ein. Sie tauchen in Diskurse ein und stellen diesen Fiktionen gegenüber, um globale Systeme und Strukturen zu untersuchen und sichtbar zu machen. Die beiden Künstler arbeiten seit 2007 an gemeinsamen Fragestellungen.

 

Standort: Kiesplatz beim Alpenquai


Johanna Bossart (B)

«leihweise»

Die Geschichte einer gestohlenen Riesen-Bratwurst und deren Wiederauftauchen im Wald bildet den Hintergrund für das Projekt «leihweise». Vor zahlreichen Metzgereien, Bäckereien und anderen Lebensmittelgeschäften werben heute überproportionierte Gipfeli, Glacés oder eben Bratwürste für die im Innern verkauften Produkte. Deren Wirkung passiert mit der unmittelbaren Verbundenheit zum Standort. Während des Projekts «leihweise» werden die unterschiedlichen Nahrungsmittel an einem Ort vereint. Dadurch werden sie einerseits zu Kunstobjekten, sollen andererseits aber in dieser ungewohnten Umgebung auch auf Fragen nach unserem Konsumverhalten und dem Umgang mit Lebensmitteln verweisen.

Johanna Bossart (*1977 Brugg) lebt und arbeitet in Zürich. Sie bewegt sich zwischen den Welten der Auftragsfotografie und ihren Kunstprojekten. In beidem findet sie die Möglichkeit, Neues zu entdecken und zu erforschen. In Bilderserien zeigt sie verschiedene Wahrnehmungen auf, in denen sie unterschiedliche Menschen und deren Erfahrungen einander gegenüberstellt. Der Fotografin geht es letzten Endes um existenzielle Fragen, die das Leben jedem Menschen stellt.

Standort: Daheimpark


Martin Chramosta (C)

«Château Mûre»

Das Projekt «Château Mûre» thematisiert die Möglichkeit der demokratischen Nutzung des öffentlichen Raumes. Eine massive, zwei bis drei Meter hohe Skulptur aus Gussbeton, die in ihrer Form an eine mittelalterliche Burg mit Zinnen und Türmen erinnert, fungiert als Pflanzgefäss. Das darin liegende Beet wird mit Brombeerstauden bepflanzt. Das Projekt «Château Mûre» ist für die Bevölkerung da, damit es öffentlich genutzt wird. Die Brombeeren gelten als Allgemeingut, jede und jeder kann und soll sich daran bedienen. Die Beerenskulptur nimmt die Idee einer überwucherten Burg auf – wie im Märchen «Dornröschen» – und übersetzt sie in eine urban relevante und lesbare Architektursprache. Die Betonskulptur zitiert die Formensprache des Brutalismus, Modernismus und Historismus.

Martin Chramosta (*1982 Zürich) lebt und arbeitet in Basel und Wien. Kunststudium in Basel und Bern. Viele seiner Arbeiten oszillieren zwischen Performance und Plastik, Gesellschaft und Geschichte. 2012 erhält er das Atelierstipendium der iaab in Montreal, Kanada. 2013 ist er für den Schweizer Kunstpreis nominiert und schafft Shorty für das Projekt «Reactivate! Art in Public Space» im Zuger Stadtraum. 2014 ist er Preisträger der Solo Position von kulturelles.bl. Zusammen mit dem ukrainischen Architekturbüro Forma erarbeitet er zurzeit einen Vorschlag für das Denkmal der Opfer der ukrainischen Revolution.

Standort: Bundesplatz


CKÖ (D)

«Blou Pa Dins»

Neue Plätze haben es schwer, in Beschlag genommen, belebt zu werden. Ein berühmtes Beispiel in Zug ist der Arenaplatz, der deshalb durch eine neue Strategie erfahrbar gemacht werden soll. In der sogenannten Schleife, einem stillgelegten Bahntrassee zwischen Allmend und Schutzengel, ermöglichen mehrere kleine Tribünen neue Ausblicke und Eindrücke. Dort, wo sonst Geschwindigkeit und Bewegung dominieren, sollen die Besuchenden verweilen, sinnieren, flanieren. Man geht hin, schaut und sucht an einem Ort, wo man nichts zu entdecken vermutet. An der Stelle, wo die Schleife durch einen Fussweg durchtrennt ist, stehen sich zwei Tribünen gegenüber. Das Projekt «Blou Pa Dins» dient als Vorbote für ein dauerhaftes, begehbares Objekt, welches im Anschluss an «Herrliche Zeiten» geplant ist, den Fussweg überbrückt und die unterbrochene Schleife wieder verbindet.

Die Mitglieder des Künstlerkollektivs CKÖ – gegründet 2012 aus Freude am Tun –, Georg Krummenacher (*1983 Zug), Daniel Lütolf (*1980 Zürich) und Sara Widmer (*1980 Frauenfeld), leben und arbeiten in Zürich. Mit ihrem Hintergrund aus Architektur und Design arbeiten sie installativ in verschiedenen Dimensionen, mit diversen Medien und Materialien. 2014 gewinnen sie den Swiss Art Award.

Standort: General-Guisan-Strasse, Höhe Sporthalle


Florian Graf (E)

«Light Shower»

Die Idee, eine Strassenlaterne in ihrer Form zwar beizubehalten, ihre Funktion jedoch komplett zu verändern, ist ganz nach dem Geiste Jacques Tatis. Normalerweise beleuchtet die Laterne eine Strasse oder einen Platz und ist ein Objekt des öffentlichen Raums. In ihrer umfunktionierten Form erscheint sie nun jedoch als Dusche und damit als Objekt des intimen Wohnbereichs. Als Auffangbecken des Wassers dient ein alter Waschzuber. Wie in Tatis Modernismus-kritischem Film «Playtime» erinnert dieses Objekt an eine Zeit vor dem rasanten technischen Fortschritt. Das Plätschern des Wassers steht dem Geräusch des vorbeirollenden Verkehrs gegenüber. Die überraschende Intervention «LightShower» soll inspirieren, einen Platz beleben, zum Schmunzeln anregen … und, ja natürlich!, den Kindern im Sommer eine abkühlende Planschgelegenheit bieten.

Florian Graf (* 1980 Basel) lebt und arbeitet in Basel. Nach Architektur studiert er Kunst. Seit 2010 ist er international durch Einzel- und Gruppenausstellungen präsent. Er erhielt zahlreiche Preise und seine Arbeiten wurden in mehreren Publikationen veröffentlicht. Seine künstlerischen Werke erzeugen ein Wechselspiel zwischen konstruierter Realität, Imagination, Wunschvorstellungen, Träumen und Ängsten von Menschen. Der Künstler vereint visionäre Kraft mit konzeptueller Logik, kritischem Verstand, Erzählfreude und Humor.

Standort: Rössliwiese


Samuel Haettenschweiler (F)

«Hollywood»

Wie die heutige Traumfabrik Hollywood, war auch Zug einst öde, karg und arm. Der kleine Kanton Zug legte in den 1920er Jahren den Grundstein für seine heutige Bedeutung als gesuchter Wohn-, attraktiver Lebens- und erfolgreicher Wirtschaftsraum. Die seit damals anhaltende wirtschaftsfördernde Steuerpolitik zeigt Wirkung: Als einstiges Armenhaus der Schweiz schaffte es Zug 1990, zum reichsten Kanton der Schweiz aufzusteigen. Doch hat der vermeintliche Erfolg auch seine Schattenseiten und bringt mitunter Verluste, sowohl in Hollywood als auch in Zug. Es dominiert eine Realität ohne Wirklichkeit. Es ist, wie wenn man einen Film ohne Ton anschaut. Der glamouröse, weltbekannte Schriftzug «Hollywood» wird deshalb zum tragischen Helden und soll einen Anreiz für gesellschaftskritische Fragen schaffen.

Samuel Haettenschweiler (*1976 Zug) lebt und arbeitet in Zürich. Studium in Zürich und Berlin. Seine malerischen und installativen Arbeiten sind ein Wechselspiel von Individualität und Gesellschaft, Irrtum und Perfektion, Ordnung und Unordnung. 2012 schafft er mit der Installation «L’invisible» mithilfe von Bauvisieren eine architektonische Skulptur im Zugersee; eine Kritik am Demokratiedefizit von privatisiertem öffentlichem Raum. Seine Arbeiten werden u. a. mit dem Atelierstipendium in Berlin (2008) und dem Förderbeitrag des Kantons Zug (2009) ausgezeichnet.

Standort: Guggihügel, hinter Postplatz


huber.huber (G)

«Energiefeld»

Der Rosenquarz gilt in der Esoterikszene als Schutzstein gegen Strahlen sowie Elektrosmog, aber auch als Stein der Liebe und Fruchtbarkeit. Auf einem Computer-Bildschirm soll er zum Beispiel schädliche Strahlen des Geräts neutralisieren und so Kopfschmerzen vorbeugen. Der Kreis als Symbol der Sonne verstärkt zudem die Wirkung des Steines um ein Vielfaches. Die Installation besteht aus 210, in einem Kreis angelegten Rosenquarz-Steinen. Das «Energiefeld» strahlt aus dem Kellergeschoss der Zuger Stadtverwaltung, bleibt jedoch für das Publikum physisch nicht sichtbar. Anders als bei den bekannten Steinkreisen der Landart, die Richard Long gelegt hat, wird mit der Verwendung des Rosenquarzes die inhaltliche Bedeutung gezielt aufgeladen. Das Projekt «Energiefeld» tangiert Themen wie Glaube, Ängste, Wissenschaft, Technik, Fortschritt und Esoterik.

Markus und Reto Huber (*1975 Münsterlingen) arbeiten seit Abschluss ihres Studiums in Zürich zusammen unter dem Namen huber.huber. Vor allem mit Collagen und Zeichnungen, aber auch mit skulpturalen Arbeiten und Installationen haben die Zwillingsbrüder auf sich aufmerksam gemacht. Ihr vielschichtiges, konzeptuelles Werk wird in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt und mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. 2011 erschien «Universen», eine 280-seitige Monografie in Form eines Künstlerbuches. Im Herbst 2014 erscheint im gleichen Verlag «Hoffentlich verliebe ich mich nicht in dich», ein Kunstprojekt zusammen mit dem Berner Dichter Jürg Halter.

Standort: Im Kellergeschoss der Stadtverwaltung, Zeughausgasse 9


Max Huwyler (H)

«öppis isch immer»

An den 21 städtischen Kulturplakatsäulen regen Gedichte die Vorbeigehenden an, einen Moment stehen zu bleiben und innezuhalten. Es sind Wortspiele, die einen zum Lachen bringen, gleichzeitig aber auch zum Nachdenken anregen. Gedichte wie «öppis isch immer» stehen wie Leitsätze im öffentlichen Raum. Form und Inhalt der Worte werden mitunter durch Zeilenwechsel oder Leerzeilen bestimmt. Trotz der angewendeten stilistischen Mittel sowie der präzisen Verwendung der Sprache, wirken die Texte nicht gekünstelt. Die Worte hinterlassen vielfältige Sinneseindrücke, behandeln Historisches ebenso wie Gesellschaftskritisches oder Politisches. Sie sollen Diskussionen über die eigene Umgebung auslösen und werden nicht zuletzt dank der Mundart fest mit Zug verbunden bleiben.

Max Huwyler (*1931 Zug) war im Kanton Zürich Sekundarlehrer. Wohnt wieder in Zug. Erste Gedichtpublikation 1981: «Würfelwörter». Er schreibt kleine Prosa, Essays, Stücke, Kinderliteratur, Gedichte. Zuletzt «öppis isch immer», «mitunter überleben»; «was ist – ist was», eine Textsammlung in Deutsch und sieben Migrantensprachen sowie «Das Zebra ist das Zebra», ein Bilderbuch. Projekte zusammen mit bildenden Künstlern und Musikern. Auszeichnungen für Lyrik, Hörspiel und Kinderliteratur.

Standort: Verschiedene Standorte (Kulturplakatsäulen), hier: Landsgemeindeplatz


Nicolas Kerksieck / Philip Loskant (I)

«Sichtschutzwände»

Macht der Ausblick aus der Stadt hinaus in die Landschaft glücklich; gesund, ist er erbaulich? Inwiefern kann das Land ausserhalb des urbanen Raumes als ideal bezeichnet werden? In den letzten Jahrzehnten hat sich die hügelige Märchenlandschaft um den Zugersee verändert, sie ist urbaner geworden. Die zunehmende Beund Verbauung hat die konstruierte Vertikalität mit sich gebracht und damit das Erscheinungsbild der Seelandschaft nachhaltig gewandelt. Das Projekt «Sichtschutzwände» verunmöglicht Passantinnen und Passanten am Zugersee teilweise, den ungestörten Blick auf See und Berge, auf das erwartete Schöne. Die Bänke verlieren auf den ersten Blick ihre Funktion. Jedoch bieten sich die weissen Wände am Seeufer als Bildfläche an, mögliche Sehnsüchte und Illusionen darauf zu projizieren und die Verklärung der Landschaft zu hinterfragen. 

Nicolas Kerksieck (*1977 Scherzingen) lebt und arbeitet in Basel. Er studierte Bildhauerei bei Professor Tony Cragg an der Universität der Künste Berlin und Kunstwissenschaft an der Humboldt Universität zu Berlin. Seit 2011 lehrt er an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel. Bekannt wurde Kerksieck insbesondere durch seine Projekte und Aktionen im öffentlichen Raum sowie diverse Ausstellungen und Stipendien im In- und Ausland.

Philip Loskant (*1975 Deutschland) hat an der ETH Zürich und am CEPT Ahmedabad / Indien Architektur studiert. Bevor er 2005 sein eigenes Architekturbüro in Zürich eröffnete, arbeitete er für Peter Eisenman Architects in New York sowie Barkow Leibinger Architekten und Zvi Hecker Architect in Berlin. 2005 bis 2006 unterrichtete er Entwurf und Städtebau an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart, am Lehrstuhl Sauerbruch/ Barkow. Philip Loskant und Nicolas Kerksieck arbeiten seit einigen Jahren immer wieder gemeinsam an künstlerischen und architektonischen Projekten.

Standort: Vorstadtquai


Tian Lutz (J)

«Platz»

Auf den ersten Blick ist es wohl eher kein Kunstwerk: Ein leerer Platz umstellt von einem Zaun aus Baugittern. Die isolierte, unnahbare Fläche weist keinerlei Funktion auf. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Das Konzept der Arbeit «Platz» steht als Gegenpol zur «herrlichen Zeit», die ein Zustand ohne Makel, ohne Wenn und Aber ist. Entscheidend für die «herrliche Zeit» ist das Hier und Jetzt, Gegenwart das einzige, was zählt. Im Gegensatz dazu verkörpert die Installation «Platz» die zu erwartenden Veränderungen, lässt Raum offen für Neues. Vorübergehende Menschen werden mit einer neuen, offenen Konstellation konfrontiert. Die freie Fläche inmitten der Baugitter lädt alle dazu ein, die Zukunft zu konstruieren; ein «Platz» für Utopien!

Tian Lutz (*1970 Zürich) studiert nach einer Bauzeichnerlehre Architektur in Mexiko und Zürich und schliesst später mit einem Bachelor an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Basel ab. Ausserdem besitzt er einen Masterabschluss in Transdiziplinarität an der Zürcher Hochschule der Künste. Seit 2005 ist er Teil des Künstlerkollektivs Publiclab. Hauptmerkmal seiner Arbeiten sind partizipative Interventionen im öffentlichen Bereich.

Standort: Stadtgarten, Zeughausareal


NussGerber/OchsPeter (K)

«habitus»

Das lateinische Wort habitus bedeutet unter anderem Kleidung. Kleider bieten als zweite Haut Schutz, Schmuck und Identität. Zahlreiche Sprichwörter, wie «Kleider machen Leute», erzählen davon, wie die Kleiderhülle das Innere nach aussen wendet oder umgekehrt. Als eine Art Schnittstelle zwischen Öffentlichem und Privatem verkörpert die Kleidung beide Seiten in sich. Das privat und intim Anmutende der Installation «habitus» gehörte früher in unseren Alltag: Kleidungsstücke hängen an Wäscheleinen über der altstädtischen Gasse und erscheinen als bunte, bewegte Gestalten. Nachts leuchten sie wie Sterne. Und die gesammelten, geliehenen, alten, neuen, modernen oder traditionellen Kleider erzählen Geschichten, wecken Erinnerungen und treten als Installation in einen Dialog mit der Bevölkerung.

Das Künstlerkollektiv NussGerber/OchsPeter setzt sich aus Simona Nussbaumer (*1985 Zürich), Ladina Gerber (*1986 Samedan), Marc Ochsner (*1987 Einsiedeln) und Christa Peter (*1986 Uster) zusammen. Während des Masterstudiums an der Zürcher Hochschule der Künste haben sie sich kennengelernt und realisieren seither gemeinsam Kunstprojekte. 2012 bespielen sie mit einer Mischung aus Kunst und Kunstvermittlung die Räumlichkeiten des Museums Haus Konstruktiv während der Langen Nacht der Museen. 2013 realisieren sie mit «Die Anschlussgeschichte» ein Kunstprojekt im Rahmen von «Reactivate! Art in Public Space» in Zug. Auch ausserhalb des Kollektivs sind alle vier künstlerisch und gestalterisch tätig.

Standort: Unter Altstadt


Quido Sen + Andreas Schenk (L)

«Zart singen die Betonmischer»

Mit Ausnahme von wenigen Bauten, Strassen oder Plätzen ändert sich das Aussehen der Stadt Zug kontinuierlich. Identifikationsobjekte wie der Zytturm oder der Landsgemeindeplatz bilden Konstanten in dieser schnelllebigen Stadt. Das Durchschnittsalter eines zugerischen Gebäudes liegt bei etwa sechzig Jahren. Die Stadt verkommt immer mehr zu einer permanenten Baustelle. Das Ortsbild wird geprägt durch Kräne, Lastwagen und Betonmischer. Gleich drei solcher Betonmischer befinden sich als Installation in einer hermetisch abgeriegelten Bauzone: der eine mit Wasser gefüllt, der zweite mit Sand und der dritte mit Kieselsteinen. Eine angehängte Steuerung regelt die Inbetriebnahme der Baugeräte, auch gestaffelt, und erzeugt damit die unterschiedlichsten Klangmuster: Baustellenlärm in einer unkonventionellen Form.

Andreas Schenk (*1961 Zug) lebt und arbeitet in Unterägeri. Zusammen mit Quido Sen realisiert er seit 1994 zahlreiche Klang- und Bewegungsskulpturen im In- und Ausland.

Quido Sen (*1948 Ostrava, CSR) lebt in Baar. Seine Ausbildung genoss er an der ETH Zürich und an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Sein Arbeitsfeld umfasst Computerkunst, multimediale Installationen, Objekte und akustische Projekte. Seit mehreren Jahren arbeitet er mit Andreas Schenk zusammen.

Standort: Beim Bahnviadukt, Baarerstrasse 11


Veronika Spierenburg (M)

«50 men»

Inwieweit lassen sich Bewohnerinnen und Bewohner Zugs überzeugen, an den Projekten von «Herrliche Zeiten» teilzunehmen und so eine gewisse Wirkung zu erzielen? Eine einmalige Performance mit dem Titel «50 men» wird es – zumindest was die männlichen Zuger betrifft – zeigen: 50 Männer sitzen während 30 Minuten auf einem Platz im öffentlichen Raum. Jeder einzelne singt in seinem eigenen Grundton den Vokal «a». Die teilnehmenden Männer werden im Verlauf des Sommers direkt angefragt, um sich bei diesem Projekt zu beteiligen. Als Gegenleistung für ihre Performance erhalten sie ein Zertifikat, welches sich als Kunstwerk versteht. Die Idee hinter dem Projekt «50 men» ist das Interesse daran, mithilfe einer Klang-Performance eine transzendentale Wirkung im urbanen Raum Zugs zu erzeugen.

Performance am Samstag, 30. August 2014, um 16:30 Uhr auf dem Landsgemeindeplatz.

Veronika Spierenburg (*1981 Remetschwil) lebt und arbeitet in Zürich. Ausbildung in Visueller Gestaltung und Fotografie sowie Master of Fine Arts. Atelier- und Reisestipendien, unter anderem vom Aargauer Kuratorium oder ProHelvetia. Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland, darunter in der Roger Smith Lab Gallery in New York oder im Kiasma in Helsinki. Sie publizierte die Künstlerbücher «In Order of Pages» (2013) und «Ecke Hoek Hörn» (2014). Sie ist Manor-Kunstpreisträgerin des Kantons Aargau (2013).

Standort: Landsgemeindeplatz


Vreni Spieser (N)

«Going public»

Trotz seiner Überschaubarkeit ist Zug sehr anonym, Privates ist im öffentlichen Raum kaum spürbar. Ebenfalls ist die Stadt obgleich ihrer Verbindung zur grossen, weiten Finanz- und Wirtschaftswelt provinziell geblieben. Dies ist zwar ein Klischee, entspricht dennoch der Wahrheit. Das Projekt «Going public» verbindet verschiedene Ebenen miteinander: Ausgangspunkt ist ein informeller, architektonischer Eingriff in Form einer philippinischen «Nipa hut». In dieser traditionell errichteten Holzhütte ist eine kleine Reparaturwerkstatt untergebracht. Man geht aber nicht nur dorthin, um etwas flicken zu lassen, sondern auch um ein Gespräch zu führen. Hintergrund für Letzteres ist die persönliche Liebesgeschichte der Künstlerin, die ihren philippinischen Partner mangels Einreisebewilligung in die Schweiz, nur sehr selten sieht. Diese Geschichte über Heimat und Fremde, über Grenzen und Distanz thematisiert die Expats-Diskussionen auf einer völlig anderen Ebene.

Vreni Spieser (*1963 Zug) lebt und arbeitet in Zürich und möglichst viel anderswo. Seit ein paar Jahren forscht sie auf eigene Faust über das Thema Eldorado. Ornament war und ist der rote Faden in ihrem Werk. Sie arbeitet installativ, architekturbezogen, macht Performances, Zeichnungen, Druckgrafiken. Sie erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen, unter anderem das Werkjahr vom Kanton Zug. Sie ist Dozentin an der Höheren Fachschule für Farbgestaltung (Haus der Farbe) in Zürich und hält Gastreferate im In und Ausland.

Standort: Haus Zentrum, Zeughausgasse 9


Lageplan

 

A Baltensperger + Siepert: «Monument to a Monument», Kiesplatz beim Alpenquai

B Johanna Bossart: «leihweise», Daheimpark

C Martin Chramosta: «Château Mûre», Bundesplatz

D CKÖ: «Blou Pa Dins», General-Guisan-Strasse, Höhe Sporthalle

E Florian Graf: «Light Shower», Rössliwiese

F Samuel Haettenschweiler: «Hollywood», Guggihügel, hinter Postplatz

G huber.huber: «Energiefeld», Im Kellergeschoss der Stadtverwaltung, Zeughausgasse 9

H Max Huwyler: «öppis isch immer», Verschiedene Standorte, (Kulturplakatsäulen) hier: Kolinplatz

I Nicolas Kerksieck: «Sichtschutzwände», Vorstadtquai

J Tian Lutz: «Platz», Stadtgarten, Zeughausareal

K NussGerber / OchsPeter: «habitus», Unter Altstadt

L Quido Sen und Andreas Schenk: «Zart singen die Betonmischer», beim Bahnviadukt, Baarerstrasse 11

M Veronika Spierenburg: «50 men», Landsgemeindeplatz

N Vreni Spieser: «Going public», Haus Zentrum, Zeughausgasse 9